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Deilmann
in Dortmund
Ablauf einer Recherche,
zusammengestellt von Tilo Cramm
1. Der
Bauernhof Deilmann in Dortmund-Kruckel
Die Hombrucher
Arbeitsgruppe Gerhard Brune/Tilo Cramm/Helmut Kaufung erstellt zur
Zeit QR-Code-Texte und Bilder für fünf Infotafeln am Rad-
und Wanderweg „Rheinischer Esel“.
Bei den Recherchen für die Tafel Kruckel zum alten Dorfkern
ergab sich, dass nach Wilhelm Hücker: „Die Entwicklung
der ländlichen Siedlung zwischen Hellweg und Ardey“,
1939) das Schatzbuch der Grafschaft Mark 1486 vier Bauernhöfe
und einen Kotten aufzählte.
Die jährliche Steuerlast der Höfe in Gulden (=Talern)
war nach ihrer Größe wie folgt eingeschätzt:
Thyes opper Deyle (Deilmann)
4 Gulden
Kruyckelman (Kruckelmann)
4 Gulden
Sulderbeick (Söllerbeck)
5 Gulden
Hilbrant/zur Boven (Bovermann)
3 Gulden
Lyftuchter/Leimkouler
(Nätter) 2 Gulden (Leibzüchter oder Altenteiler)

Abb. 1: Lage der Kruckeler
Höfe 1827 (Hücker S. 26) Der Name Deilmann rührt
wohl von der tieferen Hoflage in Richtung zu einem Zufluss des Grotenbachs
her. (Deyle = Delle - Tal).
Einer der Höfe hieß
Thyes opper Deyle (Deilmann). Da im Ruhrbergbau der Name Carl Deilmann
sehr bekannt ist, wurde die Frage aufgeworfen, ob der Kruckeler
Hof der Namensgeber war. Aus dem Hücker konnten folgende geschichtlichen
Daten über den Hof Deilmann entnommen werden: 1486 Thyes (oder
Ties = Matthias) opper Deyle (Schatzbuch der Gr. Mark) 1513 Herman
up der Deyle (Einkünfteverzeichnis der Rentei Hörde) 1563
Tele Deilmans war Zeuge bei einer Eheberedung 1567 Einbürgerung
eines Arent Deylman van Kruckell als Bürger von Dortmund, weil
er sich dort verheiratete (nichterbberechtigter Sohn?) 1585 Ein
Deilman wurde in der Markenordnung der Großholthauser Mark
erwähnt (wie auch 1830 bei der Teilung) 1619 Dietherich Deilman
(50 Jahre, auf dem Kruckeler Hof geboren) ist Zeuge beim Erbschaftstreit
auf dem Hermannshof (Gr. Holthausen) 1645 Gerd uf Deilman (Wohnstättenliste)
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts war Johan Deilman Pächter
1663 wurde Johan Deilmann, Sohn von Johan Deilman geboren, er starb
nach 1721. Er heiratete 1692 Elsa Heuthaus Schulte-Marten Johan
oder Henrich Deilmann, geboren um 1690 oder 1699, gestorben 1774,
als der Hof an Elias Hemesath überging. 1705 Deilman (Wohnstättenliste)
um 1736 wurde Johan Hermann Deilmann geboren, er starb 1769 als
Junggeselle. 1750 B. Deilmann (Wohnstättenliste) 3.10.1772
wurde in Kruckel Johanna Catharina Friederica Deilmann geboren (stammt
wohl von Johan oder Henrich Deilmann, Kirchenbuch Kirchhörde.
1774 wird der Kruckeler Hof Deilmann an den ehemaligen Hörder
Elias Hemsath verpachtet, der sich nach dem Hof sofort Deilmann
nannte (geboren 3/1737, gestorben 26.3.1793 in Kruckel, verheiratet
am 12.11.1764 mit Marie Gerdruth Sasse (geboren 26.4.1733 oder 1743
in Hörde, gestorben 7.12.1809 in Kruckel). Die Hemsaths wohnten
seit mind. 1764 bis 1774 in Löttringhausen als Einlieger auf
dem Kotten Eckardt „Auf dem Blick“, der früher
zum Hof Neuhoff gehörte. 12.7.1777 wurde in Kruckel Anna Maria
Deilmann geboren, Vater unbekannt.

Abb. 2: Der Pachtbereich
des Hofs Deilmann 1827 in Gelb. Das schwarze Rechteck im gelben
Feld stellt die Hofgebäude dar. (nach Hücker, bearb. Tilo
Cramm)
Es kam
auch früher trotz der meist großen Kinderzahl vor, dass
ein Bauernehepaar nur Mädchen bekam oder kinderlos blieb. Ein
Bauer durfte nur ein Mann sein. Entweder heiratete ein nicht erbberechtigter
Sohn eines anderen Bauern in den Hof ein oder die eigentumsvertretende
Obrigkeit – hier der Hörder Amtmann – vergab den
Hof beispielsweise einem fremden Bauernsohn oder sogar einem Kötter.
Alle mussten den Namen des Hofes übernehmen. Der Hof war wichtiger
als der fremde Name. Die Regierungen waren seit langem bestrebt,
dieses Namensrecht aufzuheben. Das gelang in Deutschland erst mit
der Einführung des Personenstandsgesetzes von 1875. Das bisherige
Kirchenbuch wurde durch Personenstandsregister abgelöst. Der
Adel wurde von der Neuregelung verschont und darf bis heute seinen
Namen weitergeben.
2
Deilmann in Witten-Annen
Der Autor erinnerte sich
an sein Foto der Grabstätte Deilmann auf dem alten Teil des
heutigen Großholthauser/Kruckeler Friedhofs mit dem Symbol
Schlägel und Eisen.

Abb. 4: Die Ruhestätte
Familie Deilmann Annen, 2006. (Tilo Cramm)
Auf der rechten Seite
des Grabmals stehen die Namen Wilhelm Deilmann geb. 27.4.1849, gest.
12.7.1915 Walter Deilmann geb. 22.3.1895, gest. 20.3.1928.
Auf der linken Seite
des Grabmals steht der Name Elise Deilmann, geb. Holthaus geb. 3.10.1857,
gest. 6.12.1923 Hücker führt für Annen keinen Hof
Deilmann auf. Aber das Bergbausymbol war zu klären. Stadtarchiv
Witten
Das Wort Annen auf dem
Grabmal führte den Autor am 5 .7.2017 zusammen mit dem Annener
Heimatforscher Hans-Jürgen Lewer zu Frau Dr. Kliner-Fruck,
Stadtarchiv Witten. Hier gab es folgende Erkenntnisse: In Annen
steht an der Unteren Rüdinghauser Str. 27 (heute Kreisstraße)
das sog. Deilmann-Haus. Im Bestand des Stadtarchivs Witten liegt
unter Standesamt Annen C 1915/Nr. 147 folgende Anzeige: Annen Nr.
147K Annen, am 12. Juli 1915 Vor dem unterzeichneten Standesbeamten
erschien heute, der Persölichkeit bekannt, der Kaufmann Ewald
Deilmann, wohnhaft in Annen, Untere Rüdinghauserstraße
Nr. 27 und zeigte an, dass der Rentner Wilhelm Julius Deilmann,
66 Jahre, 76 Tage alt, evangelischer Religion, wohnhaft in Annen,
Untere Rüdinghauserstraße Nr. 27, geboren zu Groß-Holthausen,
Kreis Hörde, zuletzt verheiratet gewesen mit der zu Annen wohnenden
Elise geborenen Holthaus, Sohn der zu Groß-Holthausen verstorbenen
Eheleute: Landwirt Heinrich, Wilhelm Deilmann, und Katharina geborenen
Pütter, zu Annen, Untere Rüdinghauserstraße Nr.
27, in der eigenen Wohnung am zwölften Juli des Jahres tausend
neunhundert und fünfzehn 1915 nachmittags um ein Uhr verstorben
sei. Der Anzeigende erklärte, von dem Sterbefall aus eigener
Wissenschaft unterrichtet zu sein. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben:
Ewald Deilmann Der Standesbeamte in Vertretung: Schwalbenbach Festzuhalten
ist, dass Wilhelm Julius Deilmann Sohn des Bauern auf Hof Deilmann
in Kruckel war. Er wurde auf dem Deilmann-Hof in Kruckel geboren,
das mit Großholt-hausen eine Bauerschaft bildete. Im Stadtarchiv
Witten liegen zu Wilhelm Julius Deilmann kaufmännische Schriftstücke,
die ausweisen, dass er nahe der Zeche Hamburg in Annen einen Handel
mit Kohlen, Koks, Holz, Sprengstoff und Bergbaubedarf betrieben
hat. Er belieferte auch die Zeche Nachtigall und erhielt später
von der dortigen Ziegelei Dünkelberg Ziegelsteine.

Abb. 5: Ahnentafel der Annener Linie der Deilmanns des Hans-Reinhard
Deilmann (StArchiv Witten)

Abb. 6: Das Deilmann-Haus
in Annen 2018. (Tilo Cramm)
Friedhof Annen
Hans-Jürgen Lewer
und der Autor besuchten anschließend auf dem Friedhof Annen
die Grabanlage Deilmann, in der Nachkommen von Wilhelm Julius Deilmann
liegen.

Abb. 7: Die Grabanlage
Deilmann im obersten Teil des Annener Friedhofs 2017.(Tilo Cramm)
In der Mitte des Grabmals
ist zu lesen: Wilhelm Deilmann + 25.10.1887 † 20.3.1945 Agatha
Deilmann, geb. Hose + 15.3.1892 † 7.6.1965 Auf der linken
Tafel steht: Martha Deilmann, geb. Storkebaum + 27.7.1890 †
6.12.1918 Rechte Tafel: Friedrich Hose + 14.10.1860 † 30.4.1942
Agathe Hose, geb. Jacobs + 6.12.1862 † 27.1.1950
Über Carl Deilmann
liegen in Witten keine Unterlagen vor. Hans-Jürgen Lewer konnte
auch beim Heimatverein Annen nichts finden. Aber hier bekam er Kontakt
zur 94-jährigen Frau Ilse Deilmann, die früher im Annener
Deilmann-Haus gewohnt hatte. Sie stellte dem Autor Unterlagen zur
Verfügung, die zwar zu Deilmann wenige, aber zu den Hemsaths,
die den Hof übernahmen, wesentliche Erkenntnisse brachten (dazu
später).
3 Recherchen in
Dortmunder Archiven
Stadtarchiv Dortmund
In den Büchern von Kleine-Weischede zu Kirchhörde, in
3 Bänden Dortmunder Köpfe und im Buch der großen,
alten Dortmunder Firmen keine Hinweise auf Carl Deilmann. Zeitungsausschnitte
zu Carl Deilmann jun., Sohn des Firmengründers Carl Deilmann,
brachten folgende Hinweise: RN vom 31.5.1963 zum Jubiläum 75
Jahre Fa. Deilmann: Der 22 Jahre alte Carl Deilmann, „der
seine Jugend in Großholthausen verlebte“ …. Westdeutsches
Tageblatt: 1888 gründete der 22-jährige Bergmann Carl
Deilmann das Unternehmen. Weitere Ausschnitte: Der Sohn des Gründers,
auch Carl genannt, starb im Alter von 90 Jahren, beigesetzt in Bentheim
(geb. am 22.4.1894, gest. am 12.1.1985). Carl Deilmann jun. entstammt
einer alten westfälischen Bergmannsfamilie. Studium in Tübingen
und Berlin, 1922 Bergassessor, danach Geschäftsführer
in väterlicher Firma, nach dem Tod des Vaters 1936 sein Nachfolger
als Firmenchef. Wachsen der Firma mit hunderten Schachtteufungen
weltweit, Ölprospektion vor allem in Norddeutschland, Verlegung
des Firmensitzes von Kurl nach Bentheim (Kurler Betrieb blieb bestehen),
1954 Großes Verdienstkreuz der BRD, Verdienstmedaillen Niedersachsen,
1962 Dr.-Ing- e. H. Berlin, Pilot mit eigenem Flugzeug, Wohnsitz
bei Lugano (Schweiz). Karsten Reckert gab dem Autor einen Hinweis
auf die Domain www.cdeilmann.de, einer DEilmann-Firma Osterberg
8, 48455 Bad Bentheim. In der Domain ist eingehend die Firmengeschichte
dargestellt, aber nichts vor der Gründung von 1888: 1888 Gründung
in Dortmund 1913 Verlegung des Betriebs nach Courl, 1919 Verlegung
der Verwaltung nach Kurl 1946 Verlegung der Verwaltung nach Bentheim
Westfälisches Wirtschaftsarchiv
25.9.2017 Festschrift Deilmann: 50 Jahre 1888-1938 Carl Deilmann
sen. fasste im Frühjahr 1888 den Entschluss, sein eigenes Unternehmen
aufzubauen. Als Mann der Roten Erde, stammend aus Großholthausen
bei Barop, kannte er von seinem Vater her die Bergarbeit und besonders
auch den westfälischen Bergbau. Werkszeitschrift Deilmann Unser
Betrieb Nr. 2, 1963 (WWA F 1579) Auf Seite 5: „Hier in Großholthausen,
verlebte der Firmengründer Carl Deilmann seine Jugend.“
Festschrift Deilmann:
75 Jahre Carl Deilmann, Werkszeitschrift Unser Betrieb Nr. 3, Okt.
1963:
Festschrift Hundert Jahre
Deilmann, 1988 <Bemerkungen des Autors> Carl Deilmann wurde
1866 in Marten/Westfalen <Geburtsort war Großholthausen
lt. Kirchenbuch Kirchhörde siehe unten> als ältestes
von zehn Kindern geboren. Sein Vater war selbständiger Schachtbauer,
er starb 1888 mit 47 Jahren. Carl musste das Humanistische Gymnasium
<heute Stadtgymnasium Dortmund> verlassen <Mit 22 Jahren
hat man das Gymnasium normalerweise abgeschlossen und in obiger
Festschrift steht indirekt, dass er schon Bergmann wohl im väterlichen
Betrieb war> und mit seiner Mutter das väterliche Erbe weiterführen.
Wegen Streitigkeiten in der Familie stieg er aus und gründete
1888 die Firma „Carl Deilmann, Bergbau-Unternehmung, Dortmund“.
Er war mit der Tochter des Lück-Lemberger Brauereibesitzers
Kramberg <Selma> befreundet, die er bald darauf heiratete.
Der Schwiegervater unterstützte ihn mit einem Vorschuss beim
Kauf von Maschinen. Er bekam glücklicherweise als ersten Auftrag
das Teufen des Stüve-Schachtes am Piesberg bei Osnabrück
<210 m Teufe>. Der Sitz der Firma war an der Märkischen
Str. 43 <Arbeitnehmerfestschrift 1938 nennt den Königswall
– wohl Irrtum>.

Abb. 9: Der Gründer
Carl Deilmann ( )
Auszug
aus der „Chronik 125 Jahre Deilmann“
Carl Hermann Deilmann,
der Vater des Unternehmensgründers Carl Deilmann sen., wird
1841 geboren. Seine Vorfahren sind Bauern aus der Gegend von Essen
<widerlegt durch Eintragung im Kirchenbuch Kirchhörde, siehe
weiter unten>. Im frühen 19. Jahrhundert, als im Ruhrgebiet
die Industrialisierung beginnt, macht sich Carl Hermann Deilmann
als Schachtbauer im Bergbau selbstständig. Die Zeiten dafür
sind gut, denn die Bergwerksunternehmen wachsen stark, nachdem das
neue Berggesetz für Preußen 1865 die staatliche Aufsicht
über den Bergbau beendet und damit freies Unternehmertum ermöglicht
hat. Die Zechen wirtschaften nun auf eigenes Risiko und können
mit ihren Kunden frei über Preise und Leistungen verhandeln.
Schwierige Arbeiten wie das Abteufen von Schächten oder das
Auffahren von Strecken unter Tage vergeben die Bergwerke immer häufiger
an Spezialfirmen – heute würde man von Outsourcing sprechen.
Von dieser Entwicklung profitiert auch Carl Hermann Deilmann. In
welchem Jahr er sein Unternehmen gegründet hat, ist heute nicht
mehr nachzuvollziehen. Sein Firmensitz wird das in der Nähe
von Dortmund gelegene Gut Groß-Holthausen, wo er mit seiner
Frau und <seinen zehn> Kindern lebt < Das war der Deilmann-Kotten,
den sein Bruder Hugo wohl später bewirtschaftete>. Als Carl
Hermann Deilmann 1888 mit 47 Jahren unerwartet früh stirbt,
muss sein ältester Sohn Carl Deilmann sen. vorzeitig <mit
22 Jahren?> das Gymnasium in Dortmund verlassen, um gemeinsam
mit seiner Mutter den väterlichen Betrieb zu übernehmen.
Über die Frage, wem später die Leitung übertragen
werden soll, entbrennt in der Familie bald ein Streit, der schließlich
dazu führt, dass Carl Deilmann sen. noch im selben Jahr sein
eigenes Unternehmen gründet. Der väterliche Betrieb wird
von seinem Bruder Hugo übernommen, übersteht aber die
wirtschaftlichen Krisenjahre nach dem Ersten Weltkrieg nicht.
125 JAHRE C. DEILMANN
| DIE GRÜNDERJAHRE | 1888 – 1918
»Stets bereit sein
zu Veränderungen – mit dem ausgeprägten Willen,
das eigene Geschick selbst zu gestalten«

Abb. 10: Briefkopf der
Firma 1899. (125 JAHRE C. DEI LMANN)
1888 gründet der
22-jährige Carl Deilmann sen. die Carl Deilmann Bergbau-Unternehmung
Dortmund. Mit vier Mitarbeitern übernimmt er im Auftrag von
Bergwerksunternehmen schwierige Abteuf- und Untertagearbeiten. Dazu
gehören Tiefbohren, Schachtbau, der Streckenvortrieb und das
Abdichten gegen in den Schacht eindringendes Wasser. Allerdings
ist die wirtschaftliche Situation des Ruhrbergbaus damals ungünstig,
da der Bergbau unter den Folgen der großen Wirtschaftskrise
von 1873 leidet, die zu einem Überangebot auf dem Kohlenmarkt
und zum Zusammenbruch vieler kleiner Zechen geführt hat. Um
wettbewerbsfähig zu bleiben, bauen die Zechen Stellen ab, kürzen
die Löhne und verlängern die Arbeitszeiten. Die Bergleute
reagieren mit Streiks. Fast zwei Jahrzehnte dauert diese Krise.
Angesichts dieser Situation ist der Wettbewerb unter den Bergbauspezialgesellschaften
besonders hart. Überdies ist der Kapitalbedarf für den
Bergbau extrem hoch. Carl Deilmann sen. benötigt für seine
Arbeiten teure Spezialgeräte wie etwa Diamantbohrkronen, Schnellschlagbohrgeräte
und mit Dampf oder Elektrizität betriebene Bohrmaschinen. »Der
Effekt der Diamantbohrung« sei zwar »ein außerordentlicher«,
klagt ein Bohrunternehmer, die Kosten dafür seien »aber
auch ganz enorm«. <Zu dieser Zeit konnte der Gründer
Carl Deilmann noch nicht auf die erwähnten modernen Geräte
zugreifen> Deilmann gelingt die Finanzierung seiner Ausrüstung
durch die Unterstützung seines späteren Schwiegervaters:
Der Bergwerksdirektor und Brauereibesitzer Heinrich Kramberg <besaß
die Sternbrauerei an der Märkischen Str. 141 (lt. Dortmunder
Adressbuch von 1894)> gewährt ihm einen Vorschuss für
den Kauf moderner Maschinen <einfacher Geräte!>. Carl
Deilmann sen. geht also ein großes unternehmerisches Risiko
ein. Seine Hoffnung, als Bergbauspezialist erfolgreich zu sein,
ist aber dennoch begründet: Die Steinkohlenzechen müssen
die hohen Investitionen durch eine möglichst schnelle Gewinnung
der Kohle amortisieren. Schächte, Gesteinsstrecken und Bohrlöcher
müssen deshalb rasch und zuverlässig fertig gestellt werden.
Der deutsche Bohrunternehmer Anton Raky (1868–1943) beispielsweise
entwickelt ein Schnellschlagbohrverfahren, mit dem er die Bohrleistung
deutlich steigern kann. Seine Bohrgesellschaft wird so erfolgreich,
dass er bis zu 500 Prozent Dividende ausschütten kann. Auch
Deilmann macht sich rasch einen Namen als Tiefbauingenieur.
Abteufen: (Teufen, Niederbringen)
Herstellung von senkrechten Hohlräumen (Schächte oder
Bohrlöcher)von oben nach unten zur Erschließung von Lagerstätten.
Strecke: Horizontal aufgefahrener Grubenbau ohne Öffnung an
der Tagesoberfläche. Auffahren: Herstellung eines Grubenbaus
durch manuelles oder maschinelles Lösen des Gesteins.
© C. DEILMANN, BAD
BENTHEIM 2014
Heinrich Winkelmann schreibt
in der Deutsche Biographie 1957 (2016): Carl Deilmanns Vorfahren
waren Berg -, Land- und Forstleute. Vater Carl Hermann 1837-1886
(?), Steiger, später Schachtbauunternehmer in Dortmund. Mutter
Berta, geb. Hertz (1842-1918), zehn Kinder, der älteste war
der Firmengründer Carl Deilmann, geb. am 29.10.1866 in Marten
<richtig in Großholthausen>, gest. am 21.3.1936 in Dortmund.
4
Unterlagen des Ernst Hemesoth gt. Köper
Die Frau des Hans Reinhard
Deilmann (s. Abb. 5), Ilse Deilmann, übergab dem Autor Aufzeichnungen
des Volksschullehrers Ernst Köper aus Langendreer, die sehr
umfangreich über alte Dortmunder Familien und über den
Hombrucher Alltag berichten. Leider sind Unterlagen über die
Familie Deilmann verloren gegangen. Sehr nützlich war jedoch
ein Heft „Chronik und Stammbaum der Familie Ernst Hemsath
gt. Köper“ von 1933. Die Seiten 22 und 23 zeigen den
Übergang des Deilmann-Hofes auf Hemsath und die Daten ihrer
Kinder:

Abb.11: Hemesoth/Deilmann
(Ernst Köper)
5
Hilfen des Hombrucher Geschichtsvereins - Aufstellung des Stammbaums
Der Autor stellte
die von Frau Ilse Deilmann erhaltenen Unterlagen des Ernst Hemsath
gt. Köper dem Genealogen Herrn Hans Tibbe, Vorsitzender des
Geschichtsvereins Hombruch, zur Auswertung zur Verfügung. Herr
Klaus Häger vom selben Verein hatte es anschließend übernommen,
die umfangreichen Unterlagen zu digitalisieren. Weiterhin sortierte
Herr Häger die vorkommenden Namen alphabetisch einschließlich
der zugehörigen Daten. Herr Hans Tibbe sah dankenswerterweise
mehrfach das Kirchenbuch der ev. Patroklus-Kirche in Kirchhörde
ein, die viele Jahrhunderte einzige Kirche des Kirchspiels war.
Weiterhin stellte Herr Tibbe mit Hilfe des Programms Gen_Plus aus
Mandant: C:\GEN¬PLUSWIN\HOMBRUCH IV\ eine Stammfolgenliste für
Hemsath und Abzweigen auf. Beiden Personen sei gedankt! Mit allen
Unterlagen konnten die Pächter des Hofes Deilmann von Elias
Hemsath gt. Deilmann 1774 bis Heinrich Wilhelm Deilmann 1839 lückenlos
festgestellt werden.
Genealogische
Daten zu Hemsath/Deilmann
Rudolf Hemesot, auch Hemesath, Hemsath, Heimsoth: ο um
1700 in Löttringhausen, ∞ 1733 in Hörde mit Anna
Margaretha Dieckerhoff, get. 28.4.1702 in Hörde, Sohn Elias
Hemsath. Elias Hemsath: ο 5.3.1737 (?), getauft 26.4.1793 in
Hörde, † 26.3.1793 in Kruckel an Engbrüstigkeit.
∞ 12.11.1764 in Hörde mit Anna Maria Gerdruth Sasse,
get. 26.4.1743 in Hörde, † 7.12.1809 in Kruckel, seit
mind. 1764 wohnhaft auf dem Blick als Einlieger beim Kötter
Eckard auf dem Grund des Neuhofs. Elias Hemsaths Verwandte waren
Hörder. Er war von 1764 bis 1769 Soldat (Sergeant) in Hamm
und hatte 13 Kinder: Auf dem Blick wurden als Hemsaths geboren:
Dietrich Heinrich ο 6.6.1766 Friedrich Adolph ο 8.1.1768
oder 8.1.1769 Anna Maria ο 12.6.1770, † März 1772
(gebar am 12.9.1798 Anna Catharina Elisabeth, Vater unbekannt) Gerhardt
Heinrich Wilhelm ο 31.5.1772, † 1772 oder 1773 Nach 1774
wohnte die Familie Elias Hemsath auf dem von der Rentei Hörde
in Erbpacht übernommenen Deilmann-Hof und nannte sich nach
diesem nun wie üblich Deilmann.
Auf dem Deilmann-Hof
in Kruckel wurden als Deilmanns geboren: Johann Hendrich ο
15.1.1775, ∞ 21.8.1800 Anna Katharina Dorothea Steven gen.
Köper aus Wellinghofen ο ca. 1773, † 14.2.1860.
Nach der Übernahme des Hofes Köper nannte Johann Hendrich
sich Hemsath gt. Köper.

Abb. 11: Stammtafel
der Hemsaths aus Sicht von Johann Hendrich Hemsath, der in der Köper-Hof
in Wellinghofen einheiratete (Köper)
∞

Abb. 12: Ein
leider unvollkommener Stammbaum, in den Abstammungen korrekt (Tilo
Cramm)
6 Der Deilmann-Kotten
heute
Den Kotten Deilmann
Am Ballroth gibt es noch heute, war aber vor etwa 50 Jahren stark
verfallen. Wegen einiger Umbauten - vor allem im Haus - wurde der
Denkmalschutz entzogen. Trotzdem stellt der Bau aus Bruchsteinen
ein typisches Beispiel der Bauartänderung vom Fachwerk zum
Bruchstein Mitte des 19. Jahrhunderts dar. Der Kotten wurde landwirtschaftlich
genutzt, worauf eine Toreinfahrt, ein angebauter Pferdestall und
Ackergeräte hinweisen. Zur Beförderung diente eine Kutsche.
Das gesamte Gelände um das Haus herum mit Wiesen, Wald und
Wegen ist Privatbesitz des früheren Kruckeler Bauern Deilmann
aus der Markenteilung von 1830, bzw. seiner Erben. Die Privatsphäre
sollte beachtet werden.

Abb. 12: Der Deilmann-Kotten von Osten 2017 (Gerhard Brune)
Abb. 13: Bauherren und Baujahr eingebrachte über der Haustür.
2018 (Tilo Cramm)
Abb.14: Der Deilmann-Kotten von Westen mit Pferdestall rechts und
einigen jüngeren Anbauten, 2018. (Tilo Cramm)
Abb. 15: Der
Kotten Deilmann von Südosten 2018 (Tilo Cramm)
7
Würdigung der Bergbauspezialfirma Deilmann
Deilmann, die
in Deutschland und darüber hinaus größte Bergbauspezialfirma,
war nicht nur im Ruhrgebiet auf vielen Zechen mit dem Teufen von
Schächten und Auffahren von Strecken beauftragt, sondern nahm
entsprechende Aufträge weltweit an. Wegen des neuen Betätigungsfeldes
der Erdöl- und Erdgasbohrungen in Norddeutschland wurde der
Hauptsitz der Firma nach Bad Bentheim verlegt. Nach dem Rückgang
der deutschen Montanaktivitäten verkauften die Deilmanns ihre
Bergbauanteile und wendete sich anderen Geschäftsfeldern zu
(www.cdeilmann.de). Der Aton Beteiligungsgesellschaft München
gehört heute die in Dortmund-Kurl noch ansässige und im
Ausland gut beschäftigte Schachtbaufirma Deilmann/Haniel GmbH.
Deilmann hat von 1888 bis heute weltweit mehr als 550 Schächte
mit der Gesamtteufe von 230 km abgeteuft. Das allein zeigt die historische
Bedeutung der Firma Deilmann für Dortmund und auch für
die Herkunft der Familie aus Kruckel-Großholthausen.
Dortmund im
Frühjahr 2018, Tilo Cramm
Alle Rechte
vorbehalten
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